SK Wasserburg

König im Zentrum

Die Sicherung des Königs (meist durch die Rochade) ist einer der drei Grundsätze der Eröffnung. In der Mitte ist der König Angriffen ausgesetzt, vorausgesetzt der Gegner ist besser entwickelt. Daher ist es besser frühzeitig zu rochieren. Das gilt vor allem in offenen Stellungen. Deshalb muss der Angreifer schnell Linien und Diagonalen öffnen. Der Angreifer muss außerdem versuchen, den gegnerischen König im Zentrum zu behalten. Öffnen der Stellung und Festhalten des Königs in der Mitte ist oft ein Bauernopfer wert.

Festhalten des Königs in der Mitte

Marcus
Heinz Marcus – Thoma, Hamburg 1948
Stellung nach 9. ... Sxd5


Rein abzählmässig sind beide gleich gut entwickelt. Doch die Läuferfianchettierung kostet immer Zeit und die nutzte Weiß um seinen Königsspringer aggressiv auf e5 zu stellen.

Wie kann Weiß am Zug den gegnerischen König in der Mitte festhalten?

Hier zum Ende der Partie Marcus – Thoma

Linienöffnung gegen den König in der Mitte

Unzicker
Wolfgang Unzicker – Paul Tröger
Bad Neuenahr 1957

Schwarz versäumte es zu rochieren und wurde gezwungen, seinen König zu bewegen. Wolfgang Unzicker (1925 – 2006; bis Robert Hübner kam viele Jahre der stärkste Spieler in der Bundesrepublik) hat alle seine Figuren optimal platziert. Er muss jetzt unbedingt Linien und Diagonalen öffnen.

Was zieht Weiß im 18. Zug?

Hier zum Ende der Partie Unzicker – Tröger
Liang
Awonder Liang – Ruifeng Li, USA Junior EM 2017
Stellung nach 15. ... e6 Auch hier kommt zum Tragen:
  • Merkregel von Wilhelm Steinitz (siehe Ende der Partie Marcus – Thoma)
  • Öffnen der Stellung wenn der gegnerische König in der Mitte steht
Was zieht Weiß im 16. Zug?

Siehe Partie Liang Liang – Li, 2017

Vorsicht: Spoiler! Hier die Partiefortsetzungen

Marcus
Heinz Marcus – Thoma, Hamburg 1948


10. Lb5+ Entwicklung mit „akustischem Beiklang” (Nimzowitsch 1965, S. 65)
10. ... Kf8
11. Dh5
Eigentlich ein verbotener Angriffszug, da Weiß noch nicht voll entwickelt ist. Doch hier ist das gerechtfertigt: Weiß hat Entwicklungsvorsprung, der schwarze König ist noch in der Mitte.


Merkregel des ersten Schachweltmeisters Wilhelm Steinitz
Wenn ein Spieler genügend Vorteile gesammelt hat, muss er angreifen oder der Vorteil verflüchtigt sich.
Zugegeben: wann die gesammelten Vorteile genügend sind ist manchmal schwer abzuschätzen.

11. ... g6
12. Df3
(auch zuerst 12. Lh6+ geht) Lf6
13. Lg5 nach der Merkregel: eine gefesselte Figur nochmals angreifen.
13. ... Kg7
14. Lh6+ Kg8
(was würde auf 14. ... Kxh6 folgen?)
15. Le8! Sxc3
16. Lxf7#

Unzicker
Wolfgang Unzicker – Paul Tröger
Bad Neuenahr 1957

18. f5! Te8
19. fxe6 fxe6
20. Tde1 Te7
21. Dg6 Dxd4
22. Te4 Da7
23. Txf6+ Sxf6
24. Dxf6+ Kg8
25. Tg4+
Schwarz gab auf.

Verwendete Literatur:
Aaron Nimzowitsch: Mein System. Hamburg: Das Schach-Archiv, 1965. Zweite, verbesserte Auflage
The Theory of Steinitz
When and where to attack (Steinitz' accumulation theory)
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